Die GSM-Story


Vorgeschichte

Es war einmal...

So fangen in der Regel Märchen oder Erfolgsstories an -GSM fällt mit Sicherheit unter die letztere Kategorie: Selten gab es einen internationalen Standard mit dermaßen durchschlagendem Erfolg. Aber der Reihe nach:

Anfang der 80er Jahre war die "Goldgräberzeit" der (damals noch analogen) Mobilfunktelefone. Jedes Land bastelte fleißig an seinem eigenen Netz vor sich hin -mit der Konsequenz, daß an einen grenzüberschreitenden Telefonverkehr nicht zu denken war. War das für die Mobilfunkbenutzer nur ärgerlich, so bedeutete dies für die Hersteller der Systemtechnik natürlich zigfachen Aufwand bei geringen Stückzahlen.
Es spricht deshalb für die europäische Union, daß sie vor diesem Hintergrund 1982 handelte: Die CEPT bildete eine Arbeitsgruppe namens GSM, die einen gemeinsamen europäischen Standard für Mobilfunksysteme entwickeln sollte.
Wie bei Eurokraten so üblich, dauerte die Findung dieses GSM-Standards ein bißchen Zeit (8 Jährchen), wurde unterwegs an andere Zuständigkeiten verwiesen (1989 an die ETSI), war dann 1990 bei der Verabschiedung recht umfangreich (ca. 6000 Seiten) und natürlich nicht endgültig (die GSM-Empfehlungen sprechen von einer "Phase 1", der Nachschlag in Form der "Phase 2"-Empfehlungen kam dann ordnerweise hinterher).
Bereits drei Jahre später hatten sich über 60 Länder für GSM als Standard entschieden, was eindeutig für die Qualitäten dieses Papiers spricht.
In der Tat hat der Standard die ursprünglichen GSM-Ziele in einer Weise umgesetzt, die detailliert genug war, um Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Hersteller und Netzbetreiber zu gewährleisten und dennoch genügend Flexibilität für zukünftige Entwicklungen zu lassen.
Insbesondere war der verabschiedete Standard klugerweise ein digitaler Standard, worauf wir später noch ausführlicher zu sprechen kommen werden.

Ein Standard kommt selten allein...

"Das schöne an Standards ist, daß es so viele von ihnen gibt!"
-- Ein frustrierter Programmierer

Nun wären die Briten natürlich nicht die Briten gewesen, wenn sie nicht noch im selben Jahr der Veröffentlichung des GSM-Standards (1990) einen eigenen Mobilfunkstandard verlangt hätten: Heraus kam der DCS1800-Standard, der sich vom "normalen" GSM-Standard grob gesehen nur im Frequenzbereich (1800 MHz anstatt 900 MHz) unterscheidet und sich zwischenzeitlich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.

Warum das ganze? Nun, zunächst einmal ist der andere Frequenzbereich Ausweichposition für Länder, in denen der ursprünglich vorgesehene GSM-Frequenzbereich im 900 MHz-Band bereits belegt ist. Außerdem ist absehbar, daß die Kapazität der GSM-Netze im 900 MHz-Bereich nicht ausreichen wird (neueste Analysen (1996) rechnen allein für die BRD mit 25.000.000 Mobilfunkkunden!):
Durch kleinere Funkzellen benötigt der Mobilfunkbetreiber zwar mehr Basisstationen, dafür kommen die Handys jedoch mit weniger Sendeleistung aus und die Kanalfrequenzen lassen sich öfters wiederverwenden, was eine höhere Kapazität des Telefonnetzes ermöglicht -nicht umsonst haben sich viele asiatische Länder für diesen Standard entschieden.

In Deutschland führte dies letztlich dazu, daß zwei zueinander leider (noch) nicht kompatible Netze entstanden: Das D-Netz und das E-Netz entstanden; ersteres mit dem ursprünglichen GSM-Frequenzbereich von 900 MHz, letzteres mit dem DCS1800-Standard im 1800 MHz-Band.



Und wie geht's weiter?

"Vorhersagen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen!"
-Niels Bohr, Nobelpreisträger

Wie bereits erwähnt, stehen die "Phase 2"-GSM-Empfehlungen noch aus; Erweiterungen wie die Ermöglichung von Konferenzschaltungen, Anrufidentifikation, flexible Gebührenanzeige und -abrechnungen u.a. zeichnen sich jedoch bereits ab.
Vielleicht aber liegt die Zukunft des weltweiten Mobilfunks gar nicht so sehr in neuen technischen Spezifikationen, sondern vielmehr in dem, was wir "on top" daraus machen werden? In "Das Wunder von Issaquah" beschreibt George Gilder zu einem ähnlichen Thema -nämlich den Chancen einer weltweiten Computervernetzung- die Situation so:

"Stellen Sie sich vor, wir finden mitten im Dschungel ein Auto. Wir werden bald herausfinden, daß es sich dabei um ein äußerst nützliches Mehrzweckgerät handelt: Es bietet uns ein Dach gegen Regen, bequeme Sitze, helles Licht, eine Heizung und Klimaanlage, ein Radio mit Kassettenspieler und eine Hupe zum Verjagen von wilden Tieren. Voll Bewunderung für all diese Eigenschaften fragen wir gar nicht danach, zu welchen noch viel größeren Wundern das Auto fähig wäre, wenn wir es auf eine asphaltierte Straße brächten."
Warum also nicht in größeren Dimensionen denken und den Faden spinnen, welche Art neuer Dienstleistungen durch mobile Telefonie überhaupt erst möglich werden könnten?:

So abwegig ist das alles gar nicht: Wer sich ein bißchen auf dem WWW umsieht und einige aktuelle Links zum Thema Mobilfunk durchliest, wird schnell erkennen, daß insbesondere in den USA heftigst geforscht wird, wie sich Multimedia und Mobiltelefone am besten zusammenbringen lassen (daß sie sich zusammenbringen lassen, ist da schon gar kein Thema mehr...).
Einem Zeitungbericht zufolge arbeitet Nokia zur Zeit daran, einen Lotsendienst per Handy aufzubauen und eine Fotokamera wollen die Finnen auch noch in ihre Handys integrieren, Marktdatum: irgendwann 1997.
--Think big!



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Kai Rohrbacher kairo@maya.inka.de
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