E2-Netz Informationen

  1. Eh-Zwo? Was-issen-das-überhaupt?
  2. Wer steckt dahinter?

Eh-Zwo? Was-issen-das-überhaupt?

Holen wir ein bißchen aus: Der gesamte europäische Telekommunikationsmarkt wird bis zum 1.1.1998 dereguliert -was für uns in Deutschland konkret bedeutet, daß das Telekommonopol spätestens zu diesem Datum auf vielen Gebieten endgültig fällt und private Konkurrenz entsteht.
Um dieses alte Monopol geordnet aufzubrechen, fungiert das Bundesministerium für Post und Telekom (BMPT) als Deregulierungsbehörde: Die Aufgabe des BMPTs ist hierbei einfach, den Übergang in die Privatwirtschaft in einer kontrollierten Form durchzuführen, die sicherstellt, daß das staatliche Monopol nicht gleich wieder durch ein privates Monopol eines einzelnen Konzerns ersetzt wird.
Da das BMPT die Mobilfunklizenzen (und die zugehörigen Funkfrequenzen) vergibt, hat die Behörde somit ein wirksames Instrument in der Hand, diesen Prozeß zugunsten von mehr Wettbewerb für den Verbraucher zu steuern.

Seinerzeit wurde bei der Lizenzvergabe an E-Plus nur ein Teil der für das GSM1800-System normierten Frequenzen vergeben, so daß klar war, daß das BMPT früher oder später eine zweite "E-Netz-Lizenz" vergeben würde.

Interessant ist, daß auch mit dieser zweiten E-Netz-Lizenz noch nicht alle zur Verfügung stehenden GSM1800-Frequenzen vergeben wurden (sondern wieder nur 2x15 MHz Frequenzbänder)!
Dies läßt zwar Spekulationen über die zukünftige Vergabe einer "E3-Netz-Lizenz" zu, ist aber aus Marktbetrachtungsgründen wenig wahrscheinlich; eher dürften die zurückgehaltenen Frequenzen für andere Anwendungen verwendet oder später einmal an E-Plus und E2 doch noch zugeteilt werden.

Die zum Einsatz kommende GSM-Variante der GSM-Technik ist in beiden E-Netzen aber identisch, so daß auch dieselben Geräte zum Einsatz kommen werden können -genauso, wie dies ja bereits zwischen D1- und D2-Netz möglich ist.


Wer steckt dahinter?

Mit der Zuteilung der (bis zum 31.12.2016 befristeten) Lizenz an die "E2 Mobilfunk GmbH & Co.KG" endete am 4.2.1997 dieses "offene Geheimnis". "Offen", denn die Vergabe der Lizenz erfolgte nach dem seit dem 31.7.1996 in Kraft befindlichen (aus anderen Gründen höchst bedenklichen) Telekommunikationsgesetz (TKG). Aufgrund des darin festgesetzten Ausschreibungsverfahren waren die Bewerber somit schon zum Ende der Ausschreibungsfrist am 15.10.1996 bekannt gewesen.

Das Konsortium, zunächst bestehend aus der VIAG Interkom (62,5%) und British Telecom Intercom (37,5%) hatte ihr Interesse dabei schon recht früh bekanntgegeben, nämlich bereits im VIAG-Geschäftsbericht 1995 (nachzulesen auf der VIAG-Homepage).
Nach dem Rückzug der Konkurrenten (der amerikanische Telefonriese AT&T, die italienische Telefongesellschaft Stet / die Unisource -ein Verbund diverser staatlicher Telefongesellschaften-) war aber außer der VIAG Interkom und BT auch kein weiterer Mitbewerber mehr übrig geblieben.
Zeitweise wurde deshalb sogar gemunkelt, daß das BMPT darum die Lizenzvergabe komplett zurückziehen könnte (was den Adrenalinspiegel einiger Manager sicherlich deutlich nach oben getrieben haben dürfte...), sich aber letztlich als unrealistisch erwies.

Spannend wurde es somit nur nochmals kurz am 9.10.1996, als RWE die Bombe platzen ließ, daß sie VIAG und ihren Partner British Telecom wegen Querelen über die Marktpositionierung des E2-Netzes im Regen stehen läßt und stattdessen eine Allianz mit der Konkurrenz VEBAcom und Cable & Wireless eingeht!
Doch die VIAG Interkom zog ihre Bewerbung nicht zurück; VIAG hat erst eine Kapitalerhöhung hinter sich und BT's Geschäfte laufen gut: Die Kassen sind also offensichtlich prall genug gefüllt, um die anstehenden Milliardeninvestitionen auch zu zweit schultern zu können. Inwieweit dem Konsortium jedoch die "Mitgift" der RWE -näich ~4300km Glasfasernetzes (Stand: Anfang 1997) schmerzen, steht auf einem anderen Blatt; VIAG verfügt über die Bayernwerk Netcom ein Festnetz von ca. 5700km Länge.

Im März 1997 fand E2 in Telenor (Norwegens größtem Telekommunikationskonzern) einen weiteren potenten Partner als Ersatz für RWE, eine entsprechende Grundsatzvereinbarungen über eine 10%-Beteiligung Telenors wurde bereits unterzeichnet.

Die Anteilsstruktur sieht so aus:

Wann geht's los -und wie?

Der eigentliche Netzaufbau durfte im Mai 1997 beginnen (dies garantierte eine Investor-Schutzklausel in der E-Plus-Lizenz).

Die bisherigen Mindestanforderungen...

...sind als vergleichsweise äußerst milde einzustufen, was die mangelnde Attraktivität des "Nachzüglernetzes" aber nur teilweise wieder ausgleichen würde.
Im Frühjahr 1998 gab E2 deshalb bekannt, zum Netzstart mit einem "Transferroaming" über die Swisscom zu starten. Dies bedeutet, daß E2-Kunden an den Stellen Deutschlands, an denen kein E2-Netz verfügbar ist, stattdessen mit E-Plus oder (ein Dualbandhandy vorausgesetzt) D1 bzw. D2 telefonieren können -bestmögliche Netzabdeckung also um den Preis höherer Gesprächsgebühren durch die zusätzlichen Roamingkosten.

E2 hat hochgesteckte Ziele: Erreichen der Gewinnzone im Jahr 2003 bei dann 2 Mrd. DM (..oder besser: 1 Mrd. EURO?..) Umsatz; für 2006 trämen die Gesellschafter gar schon von 10 Mrd. DM.
Um das zu erreichen, will E2 von Beginn an mit deutlich geringeren Gebühren (PR-Texte sprechen bis zu -50%) und einer Kombilösung von Fest- und Mobilfunknetz starten: Der Kunde soll unter einer Telefonnummer erreichbar sein -egal, ob mobil unterwegs oder zuhause im Festnetz.
Start sollte mal am 1. Juli 1998 in 8 Ballungsgebieten Deutschlands sein:

Auf der CeBIT 1998 wurde dann nachgebessert auf den 1.9.1998, im Frühsommer dann neufestgelegt auf den Starttermin 1.10.1998

Zu diesem Zeitpunkt will E2 bereits mit 3500 Basisstationen und 45% Netzabdeckung starten.
Die erste Basisstation von E2 ging am 25.6.1997 in München in der Isartalstraße in Betrieb.
Langfristig strebt E2 eine Netzabdeckung von 95% an, was mit 10000 Basisstationen (Investitionsvolumen Mobil+Festnetz: 8,5 Mrd. DM) realisiert werden soll -man darf gespannt sein!
Unterdessen wirbt E2 mit einer Netzabdeckung von 98% - durch die Nutzung der anderen Mobilfunknetze. (AT)
Der Mitarbeiterbestand von (Herbst 1997) 1400 Beschäftigten soll bis zum Jahr 2006 auf 9000 ansteigen.
Die ersten 3500 Basisstationen wurden Mitte Oktober 1997 für DM 300 Mio. bei Nokia Telecommunications GmbH geordert. Die Systemtechnik wird zu etwa 25% von Nokia (BS, BSC) und 75% Nortel (BS, BSC, MSC, NSS) geliefert.
Vom Start an wird das Netz mit Enhanced Full Rate (EFR)-Technik starten, Netzvorwahl wird die 0179 sein, obwohl die E2-Mitarbeiter im Sommer 1998 bereits unter der 0176 zu erreichen sind.
Bemerkenswert ist, daß E2 der Betrieb dieses Testnetzes zwischenzeitlich untersagt wurde, da durch dieses bei Eplus massive Probleme verursacht wurden. (AT)



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Kai Rohrbacher kairo@maya.inka.de
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